Big-Band der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule

Posts Tagged ‘St. Martin’

Martins Züge 2018

Seit es dieses Schulorchester gibt, wird um St. Martin bläserisch durch die Stadt und die Region gezogen und weil wir seit etlichen Jahren unserer Noten der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, ist die Gesamtschule längst Marktführer in Sachen Sankt Martin und unsere Sätze werden nicht nur in Bonn gespielt sondern zwischen Leipzig (Thomaskirche) und Rostock (einzige katholische Kirche dort)und zwischen Hamburg und Ulm. Logischerweise haben wir jedes Jahr eine generalstabsmäßige Planung, die mindestens ein Jahr vorher beginnt und die ersten Buchungen für 2021 stehen schon.

Montag, 5.11.
Gebucht haben drei Kindergärten: Das „Spatzennest“, die Christuskirche und der studentische Kindergarten in der Rheinaue. Üblicherweise lassen Kindergärten die Kleinen einmal um den Block laufen und weil die Pänz kurze Beine haben, setzt man die logischerweise nach vorne und lässt sie das Tempo bestimmen. Etwa fünfzig Kinder mit Geschwistern und Eltern ergeben einen Zug von ca. 200 m Länge und da reichen vier Bläser mit kleiner großer Trommel (Bumm, bumm, bummbummbumm…), also eine „halbe Kapelle“ und der Käse ist gegessen. Immer öfter wollen Mama und Papa aber bei den lieben Kindern sein und da wird mit dem Kinderwagen durch die Kapelle gefahren, andere Kinder werden versehentlich umgemäht und natürlich singt hier keine Sau mit, weil die Eltern ja mit den anderen Eltern kommunizieren müssen und die Kinder ganz verschreckt sind. Der studentische Kindergarten ist gut zu Fuß, jagt eine Stunde lang bergauf und bergab und nicht nur die Kapelle ist danach rechtschaffen müde, sondern die Kleinen erst recht. Weil heute die ersten Kapellen starten, sind natürlich viel zu viele Bläser da und da eine halbe Kapelle man gerade einen Hunni bringt, sinken die Anteile für jeden drastisch, wenn auf einmal ein Dutzend Bläser Lärm macht. Auch die dreißig Kinder (der Christuskirche) machen ob dieses Lärms besser den Mund zu. Da muss an der Besetzung in den nächsten zwei Wochen noch justiert werden.

Dienstag, 6.11.
Der städtische Kindergarten „Junge Wilde“ liegt in der Nähe des Hofgartens und trabt normalereeise zum Alten Zoll, wo stimmungsvoll das Martinsfeuer brennt und weil dieser Kiga sich immer mit anderen Kindergärten zusammentut, ist die Lennéstraße bei Aufstellung normalerweise recht voll. Blöderweise ist der abendliche Stau diesmal erheblich schlimmer als sonst (es hat einen Unfall gegeben, so daß die B9 ab Godesberg dicht war) und weil ich im Auto sieben Instrumente und die Trommel habe, sehe ich schon vor mir, wie ein einzelner alleine spielt (was wir ein paar Tage später wirklich hatten). Kurz vor sechs bin ich schon mal in der gesperrten Straße (es soll um sechs losgehen), beschwatze einen Polizisten, der mich dann wirklich noch durchlässt und schon kommen die andere Musiker hergerannt, machen das Auto leer und eine Minute nach sechs ist das Auto geparkt und die Kapelle spielbereit. Einen Sankt Martin gibt es auch: man hat einem Kindergartenkind einen roten Mantel verpasst und auf ein klitzekleines Pony gesetzt, damit die Größenverhältnisse stimmen und hier sind die Eltern besser erzogen und laufen nur ein paarmal durch unsere Kapelle. Die Kinder singen lautstark – zumindest „Laterne, Laterne“ könne auch die Dreijährigen krähen.
Einen neuen Bläser haben wir auch dabei – er bemüht sich, im Dunkeln nicht zu stolpern, hält die Trompete fest und pupst ab und zu auch einmal rein. Es ist beim ersten Mal immer schwierig… Auf dem Rückweg verliert Aditi ihre Marschgabel mit Noten. Nina kehrt um und schafft es, im Dunkeln auf der Hofgartenwiese mit ihrer Handylampe alles wiederzufinden. Ich bin tief beeindruckt.

Mittwoch, 7.11.
Heute müssen wir wieder drei Kapellen stellen: in Kessenich werden zwei halbe Kapellen für die Till-Eulenspiegel-Schule benötigt und die Bonn International School bucht immer eine Kapelle als Verstärkung für ihre Truppe. In Kessenich ist der Zug so lang, daß ich in der hinteren Kapelle die vordere nicht mehr höre, aber die Kinder singen laut und richtig mit – meistens jedenfalls. Ich hab nicht geglaubt, dass eine halbe Kapelle nicht laut genug sein kann, sagt der Schulleiter zu mir, nächstens Jahr nehmen wir zwei ganze Kapellen. Vier Leute mehr machen wirklich was aus.
Von der BIS bekomme ich am nächsten Tag einen netten Brief. Man war sehr zufrieden und bucht für 2019 und 2020 gleich den Termin. Was man hat, das hat man.

Donnerstag, 8.11.
Heute müssen wir eigentlich vier Kapellen stellen: in Friesdorf ist der Stadtteilzug, in Beuel der Innenstadtzug, bei dem wir normalerweise zwei Kapellen stellen und in Plittersdorf geht die Paul-Klee-Schule.  Weil wir aber nicht genug Posaunen haben, können wir auch nicht teilen und so gibt es in Beuel eine Kapelle mit neun Leuten, in Friesdorf eine Kapellen mit neun Leuten und in Plittersdorf eine dritte Kapelle mit sieben Musikern.

In Beuel kommen wir verspätet weg, weil das Pferd im Stau steckte, doch diesmal muß der Sankt Martin nicht die ganze Strecke alleine laufen, wie es Jürgen Nimptsch vor Jahren passiert ist, als der Pferdehänger verunglückte und der Gaul notgeschlachtet werden mußte. Die Kollegen vom Kardinal-Frings-Gymnasium stellen dann eine dritte Kapelle (unter sechzig Mann laufen die erst gar nicht auf) und so paßt es auch in Beuel. Als erste Kapelle müssen wir zwar noch ins Stadion mit rein, doch Andreas Berger übernimmt nach einer Viertelstunde mit seinem Bläserheer und wir sind fertig.

In Friesdorf weiß die Kapelle nicht so richtig, wohin sie soll und es blickt auch keiner durch. Max ergreift die Initiative, postiert die Truppe irgendwo weit genug von den anderen Kapellen und läßt einfach spielen. Recht schnell sortiert sich der Zug und irgendwie geht es los.

Eine dritte Gruppe ist in der Paul-Klee-Schule in Plittersdorf und stellt dort die Kapelle. Beuel und Friesdorf buchen direkt schon fürs nächste Jahr – dort hat es also funktionert. Die Plittersdorfer buchen, wenn sie ihren Termin wissen.

Übrigens können die Kinder der katholischen Schulen hervorragend die Martinslieder singen, notfalls auch mit fünf Strophen und sie sagen uns sofort Bescheid, wenn wir eine Strophe vergessen haben, denn irgendwann weiß man nicht mehr, wie viele man schon getrötet hat.

Freitag, 9.11. Heute sind wieder vier Kapellen zu stemmen: Kessenich will eine normale und eine kleine Kapelle, der Kindergarten der Telekom braucht eine halbe Kapelle und außerdem sind wir in der „Alten Eiche“ in Meckenheim. Alles mit insgesamt 22 Musikern, also in dünner Besetzung.

In Kessenich erklärt sich Josef bereit, alleine zu spielen. Er läuft mit der Posaune solo zwischen Polizeiwagen und dem Pferd, spielt wie ein Weltmeister und dreihundert Meter hinter ihm spielt der Rest. Es muß sehr beeindruckend gewesen sein, wie mir später mehrere Bekannte unabhängig voneinander erzählen. In Ramersdorf sollte es eigentlich um halb sechs losgehen, aber als unsere Musiker dort ankommen, trudeln die ersten gerade am Feuer im Kiga ein, denn sie sind schon um fünf losgegangen. Also wird noch eine Stunde am Feuer gespielt, dort gibt es immer lecker Essen und es ist ganz entspannt.

Die  „Alte Eiche“ in Meckenheim ist ein Sonderfall. Dort wohnen schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche, die niemals auf einen normalen Martinszug gehen können und deswegen kommen wir immer zu ihnen. Dieses Jahr haben wir keine Zeit gehabt mit den „neuen“ Bläsern eine Runde auf dem Sportplatz zu drehen und das rächt sich jetzt, weil der Weg durch den Wald führt: Vier Neue stolpern den dunklen Weg entlang, halten tapfer ihre Instrumente fest und pupsen ab und zu ziemlich falsch in ihr Instrument herein. Laura und ich spielen zweistimmig und ich bekomme eine dicke Portion Fremdschämen ab. Als wir am Feuer stehen, müssen sich die Kinder nicht mehr gleichzeitig auf den Weg, die Dunkelheit und die Musik konzentrieren und da klingt es auch wieder schön. Schwamm drüber – nächstes Jahr jage ich die Kinder wieder über den Sportplatz und durch die Stuhlreihen der Aula.

Samstag, 10.11.
Heute sind nur zwei Züge zu spielen: Rheinbach-Ramershoven und Wachtberg-Gimmersdorf. Beide Kapellen haben um die neun Leute und sind dabei stabil. In Ramershoven fährt uns die Feuerwehr im roten LKW zum Nachbarort und von dort geht der Zug wieder zurück. Man fängt in Peppenhoven mit zehn Kindern an und alle paar hundert Meter kommen neue Gruppen dazu und wenn alle Straßen abgeklappert sind, sind es etwa vierhundert Kinder. Schön ist, daß es zwischendurch immer etwas zu trinken gibt und als unterwegs ein Mädchen Durst hat, rennt eine Dorfbewohnerin ins Haus und kommt mit einer Flasche Mineralwasser zurück. Das ist woanders undenkbar. In Gimmersdorf leitet Josef eine Truppe mit vielen Flöten, und auch hier gibt es positive Rückmeldungen. Am Abend freuen wir uns alle auf den Sonntag – da ist jedes Jahr spielfrei.

Montag, 12.11.
Heute ist Streßtag – normalerweise ist am 12. immer der große Dottendorfer Zug, bei dem wir zwei große Kapellen zu stellen haben, aber da war im Vorfeld schon klar, daß dies dieses Jahr nicht geht, weil der Hofgarten-Zug des Bonner Münsters am gleichen Tag liegt. Da müssen wir immer zwei Kapellen stellen und hinterher ist es mein Job, vor dem Bonner Rathaus alle Musiker zusammenzuhalten.

Es fängt schon chaotisch an: Die B9 ist wieder dicht, ich fahre Schleichwege und so sind wir zwar um halb fünf am Albertinum, wo wir parken können (der Regina-Pacis-Weg ist gesperrt, weil die Unifassade gerade renoviert wird), doch die anderen sind nicht da. Theresa wohnt bei der Schule und ihre Freundin Aditi ist bei ihr. Um hab fünf sind sie noch in der Bahn und um viertel vor fünf auch. Weil wir wirklich losmüssen, kriegt eine Mutter meinen Autoschlüssel und klare Anweisungen zur Instrumentenausgabe der Mädchen und wir tigern zum Münsterplatz. Kurz nach fünf tauchen dort die beiden Mädchen auf – ohne Instrument (Herr Schlu, wir haben das Auto nicht gefunden). Sie kriegen zwar die Anweisung ihre Saxe zu holen und zum Rathaus zu kommen, aber ich habe sie erst am nächsten Tag wiedergesehen und so fehlt uns eine wichtige erste und eine dritte Stimme.

Dafür wird es auf dem Rathausplatz ziemlich toll. Die Bläser der „Fünften“ (Gesamtschule) stehen schon auf der Treppe als wir kommen, unsere Bläser stellen sich dazu und ich klettere auf das Podium und dirigiere. Nach und nach kommen Kinder und weitere Kapellen dazu und als der stv. Stadtdechant und der Sankt Martin oben sind, spielen etwa 130 Musiker zusammen und auf dem Marktplatz sind etwa 3.000 Kinder. Weil es dunkel ist, dirigiere ich mit Taschenlampen – die sieht man immer. Später sagen mir Eltern, der WDR hätte ein bißchen davon gezeigt und der Ton ist auch besser als letztes Jahr.

Mittwoch, 14.11.
Heute ist ebenfalls nur ein Zug in Poppelsdorf. Wir haben mittags schon alles in mein Auto geladen, ich habe endlich mal einen freien Nachmittag (ohne Konferenzen, Vertretungsstunden oder was es sonst gibt) und warte ganz entspannt um hab sechs an der Grundschule. Pascal kommt gleichzeitig mit mir an und kurz vor sechs sind fast alle da. Als der Zug losgeht, ist Nina noch nicht da, doch wir legen ihr Horn hinter mein Auto und hoffen, daß sie intelligent ist. Sie und zwei andere stecken nämlich noch im Bus fest, weil die B9 und die Reuterstaße wieder dicht sind. Ein paar Minuten später taucht sie mit den anderen auf, atemlos, weil sie gerannt ist und  da sind wir alle komplett. Der Poppelsdorfer Zug geht keine fünfhundert Meter, da ist schon Schluß. Man kann hören, dass die Rektorin etwas sagt, aber wir wissen nicht was. Als ich bei ihr bin sagt sie gerade… „singen wir nun Sankt Martin“. Ich beginne auf der Posaune mit der Melodie und weil die anderen es hören, steigen sie ein. Danach ist Schluß, wir schnacken noch mit den anderen Bläsern der Lutherkirche und daß das Tambourkorps seit Zugbeginn pausenlos Detlev Jöckers und Rolf Zuckowskis Lieder gespielt haben, stört uns auch nicht. Fazit: halbe Stunde gespielt, halbe Stunde geschnackt.

Freitag, 16.11.
Kein Zug, nirgends. Wir hätten gespielt, sind aber alle froh, mal wieder eine Abend zuhause zu sein. Es gibt auch ein Leben außerhalb Sankt Martin.

Samstag, 17.11.
Letzte Zug in Schweinheim (wutz, wutz) – alle gehen auf dem Zahnfleisch, denn es war vormittags in der Schule noch Tag der offenen Tür und ich bin Arnulf dankbar, daß er die Baßstimme übernimmt und ich frei habe. Am Montag gehen wir alle essen und hauen einen Teil der Gagen auf den Kopf.

Links:
Liederverzeichnisaktuelle PlanungEngagementvertrag –  Noten
Andere Lieder auf Anfrage

Fotos: Arnulf Marquardt-Kuron, Text: Martin Schlu

Tags:

Martinszüge 2014

Für jeden Tag gibt es einen Laufplan, der an der Tür des Orchesterbüros hängt.  Foto: Martin Schlu © 2014

Für jeden Tag gibt es einen Laufplan, der an der Tür des Orchesterbüros hängt.
Foto: Martin Schlu © 2014

Im Vorfeld sind Ende Oktober bereits 27 Kapellen bestellt worden – soviel wie noch nie – und das Einzugsgebiet unserer Martinskapellen umfasst dieses Jahr die Bonner Innenstadt, Beuel, Vilich, Kessenich, Dottendorf, Pennenfeld, Rheinbach, Meckenheim, Remagen, Sankt Augustin und diverse Kindergärten und Grundschulen zwischen Kessenich und Lannesdorf, in denen unsere Kinder gewesen sind und wo sie natürlich auch spielen wollen. Etliche Noten wurden neu erstellt und bereits im Sommer habe ich mit dem Stadtdechanten zusammen gesessen und wir haben gemeinsam ein Liederheft für die Bonner Schulen geplant, das Ende Oktober alle Schulen mit zwei Klassensätzen bekommen haben. Die Verlage haben zugestimmt, dass die Lieder im Internet veröffentlich werden und so wird man dieses Jahr mit den meisten Kapellen zusammen spielen können, weil ja alle die gleichen Sätze haben. Außerdem haben wir die Zeit nach den Ferien damit verbracht mit den neuen Orchesterkindern zu üben und so sehen wir dem Novemberanfang ganz gelassen entgegen. Für den ersten Tag, einen Kindergartenzug, habe ich mir frei genommen, weil ich mit meiner Tochter endlich mal ein Möbelpaket aus dem Laden mit den vier Buchstaben zusammenbauen will und für einen Kindergarten reichen  auch vier Bläser und eine Trommel.

Erster Tag: Am Montag (3.11.) bin ich gerade bei meiner Tochter angekommen, als das Handy zappelt. Peter (Schlagzeug) ist zwar in Dottendorf, wo der Kindergarten ist, aber er ist an der falschen Stelle. Ich erkläre ihm, wo er hin muss, stelle fest, dass er nix zum Trommeln hat und rufe Marek an, dessen Mutter ja auf dem Weg in die Schule ist und die Trommel mitnehmen kann. Gerade hab eich mir einen Schraubenzieher geholt, da meldet sich Peter wieder: Er ist am falschen Kindergarten und ob ich mit der Trommel Bescheid gesagt habe….

Etwas genervt beschreibe ich ihm noch einmal, wo er hin muss und lege auf. Sofort geht das Telefon wieder und Marek sagt, sie hätten zwar eine Trommel, aber die falsche und es wäre Stau und die Mutter könnte nicht noch einmal fahren. Im 4. Telefonat gebe ich Peter die Adresse durch, im 5.Telefonat sagt Marek, dass Peter noch nicht da ist, obwohl es gleich los ginge. Es erfolgt noch ein 6. und 7.Telefonat und als Peter um kurz vor sechs endlich am Kindergarten ist, sind die Kinder und Eltern bereits losgegangen – ohne ihn und ohne eine Trommel. Ich atme tief durch und sage ihm, er solle besser nach Hause gehen und vielleicht morgen im Büro mal einen Laufplan und eine Trommel abholen. Zwischen sieben Telefonaten in einer halben Stunde ist trotzdem noch der Schrank fertig geworden – ein kleines Wunder.

Zweiter Tag: Am Dienstag (4.11.) beginnt es morgens zu regnen und es hört auch nicht mehr auf. Kurz vor zwölf hole ich einen Kleinbus ab, denn ich werde mit etwa zehn Leuten in ein Heim für schwerstbehinderte Kinder fahren, damit der Martinszug zu ihnen kommt. Eine andere Besetzung wird unterdessen in Ippendorf die Grundschulkinder bespielen. Am Mittag ist noch eine Konferenz für den am Samstag stattfindenden Tag der offenen Tür angesetzt und die hört einfach nicht auf, so dass wir erst um halb fünf wegkommen. Doch alle sind da, wir steigen ein und fahren ab.

Drei Kinder wohnen in Meckenheim, sind schon um eins nach Hause gefahren und werden direkt ins Kinderheim kommen. Es ist nur wenig Stau in Pech und so sind wir um fünf Uhr da (losgehen soll es um halb sechs). Der Regen ist mittlerweile stärker geworden und die Heimleitung beschließt darum sofort zu starten. Also starten wir, machen wegen des Wetters nur eine kleine Notrunde durch den Wald und sind um halb sechs wieder am Heim. Nun sollen wir noch bei einem gemütlichen Beisammensein spielen, was etwas ungemütlich wird, weil alle klatschnass sind und so wird die Holzwerkstatt aufgeschlossen, wir tröten noch ein paar Lieder und da kommen endlich die drei fehlenden Kinder (die pünktlich gewesen wären, wenn wir auch später gestartet hätten..) C’est la vie. Kaum sind wir wieder im Bus auf dem Weg zur Schule, hört der Regen auf – in Vilich war es wohl ähnlich.

Dritter Tag: Am heutigen Mittwoch (5.11.) sind drei Kapellen angesetzt, zwei in Vilich auf dem Stadtteilzug, die dritte in Sankt Augustin-Mülldorf. Schnell werden noch Rechnungen geschrieben und die Verträge für 2015 und 2016 ausgedruckt, die nach Vilich mit gegeben werden – es erspart Hektik kurz vor dem Beginn der Züge, wenn man rechtzeitig weiß, welche Kapelle wann wo sein sein soll. Spätestens um vier sollten wir fahren und weil wir dieses Mal nach St. Augustin müssen, ist eine halbe Stunde nicht zu knapp kalkuliert. Gerade als wir los wollen, kommt ein sonst sehr netter Kollege  und braucht unbedingt eine Tonanlage und bis ich ihm ungefähr beschrieben habe, wo was steht und was er benutzen kann, ist eine Viertelstunde weg, ich bin etwas genervt und der Zeitplan ist für die Katz.  Also kommen wir auf den letzten Drücker (am nächsten Tag wird mir der Kollege sagen, dass ihm ein paar Teile gefehlt haben und sie es ohne Tonanlage gemacht haben). Der Kindergarten ist rundum vergittert (Problemgegend?) und wir sollen nur drei Lieder spielen, weil die vielen Migrantenkinder nur drei Lieder können. Jetzt stellt sich heraus, dass wir zwar zwei Trommeln haben, aber nur einen Tragegurt. Also rücken Jens und ich unsere Hosengürtel raus, basteln daraus für Jana einen Tragegurt und im Kindergarten findet sich noch ein Trommelknüppel. Musiker können halt improvisieren. Als der Zug losgeht, fängt es an zu regnen und so wird es eine kleine Runde um den Block. Der Sankt Martin hat aus Sparsamkeitsgründen auch kein Pferd und geht zu Fuß. Schön ist es trotzdem. Auch Vilich war feucht, aber die dortige Kapellen müssen gut gespielt haben, weil am nächsten Tag bereits die Buchung für 2015 kommt.

Vierter Tag: Am Donnerstag (6.11.) ist alles vergessen. In Beuel kommt die Sonne durch, es ist trocken und wir sollen auf dem großen Innenstadtzug zwei mittlere Kapellen stellen. Das KFG (Beueler Gymnasium) ist mit zwei Kapellen zu etwa achtzig Musikern vertreten und die könnten den Zug mit etwa 4.000 Kindern auch alleine spielen. Man kennt sich, hält einen Klönschnack nach dem anderen und es ist alles sehr familiär. Wir werden mit acht Leuten den Zug eröffnen und eine kleinere Kapelle wird am Ende spielen. Im Stadion sollen sich alle Kapellen treffen und dann gemeinsam am Feuer spielen. Kurz vor Zugbeginn drückt mir der Zugleiter die Buchung für 2015 in die Hand.

In Beuel treffen wir uns im Hellen -  wenn wir im Stadion ankommen, wird es stockdunkel sein. Foto: Martin Schlu @ 2014
In Beuel treffen wir uns im Hellen – wenn wir im Stadion ankommen, wird es stockdunkel sein.
Foto: Martin Schlu @ 2014

Dieses Mal hat der Sankt Martin wieder ein Pferd (letztes Jahr war es im Transporter auf der Autobahn liegengeblieben und Martin musste laufen). Der Zug geht über die Beueler Hauptstraße und endet im Stadion. Wir gehen hinein, spielen mit unseren paar Musikern und dem Chor der Realschule Martinslieder bis zu Abwinken und warten immer auf die KFG-Bläser, doch die kommen nicht. Bis unsere zweite Kapelle kommt, dauert es und bis alles vorbei ist, ist es sieben Uhr durch. Als ich zu Hause bin, fängt gerade die Tagesschau an.

Fünfter Tag: Am Freitag (7.11.) sind zwei Kapellen in Kessenich angesagt und eine in Remagen. Wir haben in den Laufplänen genau aufgeschrieben, wer in welche Kapelle soll, wer welche Trommel einpackt und mitnimmt (siehe Montag) und wer als Kapellenleiter zu sagen hat. Meine Kapelle sieht recht groß aus und klingt auch gut. Später weiß ich, warum – zwei Altsaxe hätten eigentlich in die andere Kapelle gesollt, waren bei mir (mir ist es nicht aufgefallen) und haben natürlich in ihrer Kapelle gefehlt. Peter sagt, es wäre nicht doll gewesen, aber den Leuten hätte es gefallen.  Das Highlight ist das Zusammenspiel mit der Musikschulkapelle – insgesamt dreißig Kinder klingen einfach gut. Auch die Remagener sind zufrieden und wollen wieder buchen – die Kessenicher werden es noch tun.

Doe Saxophongruppe einer Kapelle in Kessenich. Foto: Friedhelm Gördes@2014
Die Saxophongruppe einer Kapelle in Kessenich.
Foto: Friedhelm Gördes@2014

Sechster Tag: Der Samstag (8.11.) bringt erst sechs Stunden Schule, weil wir Tag der offenen Tür haben und danach zwei Dorfzüge im Godesberger Ländchen: In Gimmersdorf hat der Kollege L. einen Sohn im Kindergarten, die brauchen eine vernünftige Kapelle und in Ramershoven bei Rheinbach hat die Feuerwehr ebenfalls um eine Kapelle gebeten. Leider haben wir nur einen Schlagzeuger. Den schicken wir nach Gimmersdorf und für Ramershoven packen wir zwei Trommeln ein und hoffen auf spontane Hilfe. Die funktioniert auch – Maxim spielt nicht Posaune, sondern kriegt die Snare (Marschtrommel) umgehängt und der Papa kriegt einen Crashkurs in „decke Trumm“ (lang – lang – kurz, kurz, lang), bevor uns die Feuerwehr zum Start in das Nachbardorf Peppenhoven fährt.

Schlagzeug und Bläser sind nun zusammen und es klingt. Foto: Angela Bahners @ 2014
Schlagzeug und Bläser sind nun zusammen und es klingt.
Foto: Angela Bahners @ 2014

Es klappt beim Start leidlich, aber manchmal sind Kapelle und Schlagzeug so auseinander, daß man vor Kichern kaum noch spielen kann und es herrscht allgemeine Heiterkeit. Übrigens haben beim Start in Peppenhoven die Musiker und die Feuerwehr noch die Mehrheit gegenüber den Kindern, doch es gibt viele Zwischenstops und bei jedem Stop kommen ein Dutzend Kinder aus den umliegenden Häusern dazu. Als wir nach vier oder fünf Kilometern wieder in Ramershoven sind, haben die Schlagzeuger begriffen, wie es geht, es sind knapp hundert Kinder geworden und es gibt für jeden von uns noch einen Wecken. Im nächsten Jahr sollen wir wiederkommen.

Siebter Tag: Nein, am Sonntag ist zum Glück spielfrei, aber weil heute der 25. Jahrestag des Mauerfalls ist, weiß ich natürlich auch, wo ich den ersten Bericht über Menschenmassen an der Berliner Mauer gehört habe. Es war an Bord der „Rheinnixe“, der Fähre zwischen Bonn und Beuel und ich kam gerade vom Martinszug durch die Bonner Innenstadt…. Morgen sind wir auch dort.

Achter Tag: Am Montag (10.11.) ist die Bonner Innenstadt mit zwei Kapellen angesagt, außerdem haben die Venusberger eine Kapelle gebucht. Im Vorfeld haben wir schon gesagt, dass der Innenstadtzug Priorität hat, weil ich im Sommer bereits mit dem Stadtdechanten Lieder ausgesucht und eine Grobplanung auf den Weg gebracht habe und daß am Zugende alle Kapellen mit ca. 100 Mann zusammenspielen sollen, ist auch schon klar. Also schicken wir 25 Musiker nach Bonn und eine mittlere Kapelle auf den Venusberg.

Zwei Autos können wir in der Nähe des Hofgartens am benachbarten Albertinum parken, laden Trommeln und Instrumente aus und sind um fünf spielbereit vor der Uni. Mit den anderen Kapellenleiztern verständige ich mich kurz über das Finale am Rathaus und dann geht der Zug auch schon los. Schneller als sonst sind wir am Rathaus (in der Innenstadrt sind viele Baustellen, so dass der Zzugweg geändert wurde) und so sind wir nach einer guten hakben Stunde bereist am Ziel. das Feuer brennt, Sankt Martin reitet und nach und nach füllt sich die Rathaustreppe mit Bläsern: Die Wormersdorfer Spielmanskapelle, die Burgbläser Rheinbreitbach, die Beueler Stadtsoldaten, das KFG-Orchester und unsere Mannschaft. Dass ich 100 Mann dirigieren soll, wußte ich schon – dass es hinterher 150 Musiker sind, freut aber unglaublich und der Klang ist einfach toll. Nach fünf Strophen Sankt Martin ist Schluss. „Habt Ihr denn auch Weckmänner gekriegt?“ fragt der Stadtdechant und als ich sage, die wären schon weg gewesen, verspricht er, uns zwei Kisten in die Schule zu schicken (was am nächsten Tag auch passiert ist). Danke schön, Monsignore Schumacher!

Die Martinslaternen auf dem Bonner Marktplatz. Foto: Arnulf Marquart-Kuron@2014
Die Martinslaternen auf dem Bonner Marktplatz.
Foto: Arnulf Marquart-Kuron@2014

Neunter Tag: Am Dienstag (11.11.) ist nicht nur Karnevalsanfang, Martinstag und der Kessenicher Zug der Till-Eulenspiegel-Schule, sondern auch Elternsprechtag, so dass ich nach dem Unterricht noch von zwei bis halb acht in der Schule bin. Zwei Kapellen finden also ohne mich statt, aber das klappt auch. Die Till-Eulenspiegel-Schule in Kessenich braucht immer zwei Kapellen, weil sie so viele Schüler haben und am Ende kriegen die kleinen und die großen Kinder Kinderpunsch und Weckmänner.

Zehnter Tag: Am Mittwoch (12.11.) sind wir in Dottendorf. Dort stellen wir zwei Kapellen mit etwa 25 Musikern und treffen wieder jede Menge Bekannte, u.a. Lother Reiche-Ebert und seine Musikschüler. Wieder spielen wir am Feuer zusammen und es macht Spaß, bis der Regen anfängt. Ratzfatz ist die Wiese vermatscht und meine Schuhe sehen danach aus wie Sau. Trommeln und Instrumente trocknen danach in der Schule.

Elfter Tag: Am Donnerstag (13.11.) haben wir zwei Kindergärten, (Innenstadt und Rheinaue/Studentenwerk) und einen Zug in der Lannesdorfer Grundschule. Pro Kapelle haben wir etwa zehn Musiker, die anderen zwanzig haben spielfrei und einige sind krank. Die Lyngsbergschule hatte uns ein paar Jahre nicht gebucht, weil es zeitlich nicht paßte, doch sie freuen sich, daß wir jetzt da sind und fragen direkt für 2015 nach.

Der Kindergarten in der Innenstadt hat aiuch ein großes Martinsfeuer. Foto: privat@2014

Der Kindergarten in der Innenstadt hat aiuch ein großes Martinsfeuer.
Foto: privat@2014

Zwölfter Tag: Am Freitag (14.11.) sind wir in bei der Telekom in Beuel. Die haben für Ihre tausende Mitarbeiter eine Kindertagestätte und das ist einer der ganz süßen Züge: kleine, staunende Kinder, leises Gekrähe bei einigen Liedern und jede Menge Eltern, die ihre Kinder begleiten. Die Eltern haben die Mehrheit bei dem Zug und während ihre Kinder singen, werden bestimmt nebenbei noch geschäftliche Dinge erledigt.

Die Telekom-Strolche staunen über die Musiker Foto: Paap© 2014

Die Telekom-Strolche staunen über die Musiker
Foto: Paap© 2014

 

Dreizehnter Tag: Am Samstag (15.11.) ist das Finale in Schweinheim. Etwa ein Dutzend Musiker laufen auf diesem Zug in einer Kapelle und es geht ständig bergauf und bergab, so daß ich dort mit der Tuba schon öfter aus der Puste gekommen bin – diesen Termin schenke ich mir also und kümmere mich an diesem Abend lieber um das Enkelchen. Trotzdem ruft ein Felix um halb fünf an und ist ganz verunsichert, weil er schon Kinder mit Laternen gesehen hat, die nach Hause gegangen sind. Nein, Schweinheim ist immer spät und vor sechs Uhr passiert da nicht viel.

Nun ist Schluß – nach dreizehn Tagen mit zwanzig Zügen und siebenundzwanzig Kapellen mit insgesamt fünfzig Musikern wissen wir, was wir getan haben. Im nächsten Jahr haben alle Trommeln das Schullogo und die Webadresse aufgedruckt – eine Reklame für die Schule sind wir immer. Übrigens haben es unsere Sätze bis nach Karlsruhe geschafft, dort hat eine ortansässige Big-Band sie auf dem zentralen Zug gespielt und uns dafür drei Lieder geschickt, die wir noch nicht kannten.

http://www.ka-nordweststadt.de/bilder/st-martin-2014/

(Martin Schlu)

Links für das nächste Jahr:

Repertoireliste – Martinszugvertrag – Planungsdatei

Tags: , ,

Martinszüge 2012

Martinszüge 2012 – Zint Mertes es add wedde do!

Ein Bericht über den jedes Jahr stattfindenden musikalischen Marathon       (Martin Schlu, Stand: 16.11.12)

Seit bald zwanzig Jahren stellt unsere Gesamtschule zwei Wochen lang täglich bis zu vier Kapellen, die Kindertagesstätten, Kindergärten, Grundschulen und Stadtteile bei ihren Martinszügen begleiten. Waren Mitte der 1990er Jahre nur drei große Züge zu spielen (Godesberg, Beuel und Innenstadt ), gibt es seit ca. 2000 die Tendenz, daß möglichst jeder Kindergarten, jede KiTa und jede Grundschule ihren eigenen Zug macht. Das hat Auswirkungen für die Logistik und so erscheint dieser Bericht als Tagesprotokoll, der klar macht, was unsere Orchestermitglieder im November in der St.Martins-Zeit leisten.

 

Montag, 5.11. Der erste Tag!

Der erste Zug der Saison ist die Thomaskirchengemeinde in Godesberg, die normalerweise eine halbe Kapelle mit halbem Satz bekommt (ca. fünf Musiker für ca. € 75.-). Weil aber so viele unserer Jugendlichen diese Kirche kennen und es gute Kontakte zur Gemeinde gibt, haben sich zwölf Kinder und Jugendliche eingetragen. Parallel dazu spielen vier Schüler aus dem Jg. 5-9 einen Kindergarten in Dottendorf (drei Bläser mit Akkordeon). Im Vorfeld war zwar Regen angekündigt, aber daß es um 17:00 Uhr so schifft, hätte auch keiner gedacht. Das „Spatzennest“ dreht daher auch nur eine Runde um den Block und in der Thomaskirche warten zehn Bläser und zwei Schlagzeuger im strömenden Regen halbwegs geschützt, daß der Zug endlich losgeht. Die Martinswecken für alle habe ich schon entgegengenommen, rücke sie aber nicht vor dem Zug raus, damit keine Krümel in dr‘ Trööt komme… Auf einmal reitet Sankt Martin durch das Gebüsch, zweihundert Kinder, Eltern und Betreuer im Laufschritt hinterher und bis wir als Kapelle einen Platz im Pulk gefunden haben, sind wir schon dreihundert Meter gejoggt. Der Weg ist rutschig, die Tuba wird durch den Matsch balanciert und es gibt zwei kleinere Pannen: ein Ventil (von fünfen) gibt den Geist auf und Elisa kommt aus irgendeinem Grund ohne Marschgabel und Notenhalter zurück . Einen Tag später ruft die Leitern an und meldet die Teile als gefunden. Als Einstand ist dieser Härtetest nicht schlecht – viel chaotischer geht eigentlich nicht mehr, aber die Kapelle klingt auch im Regen noch gut und wir werden für das nächste Jahr wieder gebucht. Klatschnaß fahren wir um halb sieben in die Schule, trocknen Instrumente, Jacken, Haare und Kinder und wer sich im Vorfeld Reserveklamotten zurecht gelegt hat, ist fein raus. Um halb acht bin ich zuhause  – Schule von halb acht bis halb acht wird die nächsten zwei Wochen normal sein.

 

Am Abend schreibe ich gegen 22.00 Uhr noch den Tagesplan  für Dienstag (drei geplanteEinsätze), als mich eine E-Mail von Radio Bonn/Rhein-Sieg erreicht: In Sankt Augustin-Mülldorf ist der KiTa „Rasselbande“ die einzige Musikkapelle ausgefallen und da die Redakteure beim Googlen von „Martinslieder“ und „Bonn“ sehr schnell auf die Gesamtschule gestoßen sind, werde ich gefragt, ob ich es hinkriege, irgendeine Kapelle zu organisieren. Ein kurzer Überchlag ergibt, daß man sicher zwei Leute schicken kann, ohne den Ippendorfer Zug und die „Hollerburg“ zu gefährden und der Redakteur freut sich. Ich beende das Gespräch mit dem Hinweis, daß ich nach der Frühaufsicht um halb acht am nächsten Morgen die Lieder brauche, damit ich entsprechend Noten vorbereiten kann, denn das normale Schulgeschäft geht ja weiter. Der Feierabend beginnt um 23:00 Uhr.

 

Dienstag, 6.11., zweiter Tag.

Nach der Frühaufsicht klingelt das Handy und der Redakteur Volker ist dran. Er sagt, er würde mir ein paar Fragen stellen, aber es wäre eine tolle Sache, daß die Gesamtschule einspringen würde. Da sind wir aber schon auf Sendung und ich schaffe es noch gerade im Live-Interview nicht den alten Schulnamen zu benutzen, sondern den neuen . Der Redakteur deutet an, daß ein Reporterteam nach Augustin kommen würde – sollen sie. In der Pause holen sich alle Beteiligten die Laufzettel für den Tag, klären den Transport von Trommeln, Instrumenten und Kindern nach Ippendorf, St. Augustin und in die Rheinaue und da ich danach meinen Deutsch-Kurs habe, nehme ich meinen Kaffee in die Klasse – die Schüler wissen, daß man in diesen Tagen oft noch nicht mal aufs Klo kommt und ich habe einen Grund mehr, mich über meine Kollegin zu freuen, die mit mir den Deutsch-Kurs unterrichtet. Daß der Unterricht bis 14:00 Uhr durchgeht, ist ja normal, aber daß der Elternsprechtag auch noch stattfindet, nervt etwas. Immerhin bleibt um halb fünf noch eine halbe Stunde Pause für Hemdwechsel, einen Kaffee und ein paar Minuten Pause, denn wir müssen erst um halb sechs in Ippendorf sein. Nun weiß ich auch, warum Marek unbedingt nach Ippendorf wollte, denn er wird freudestrahlend von seiner alten Klassenlehrerin begrüßt und so etwa passiert auch öfter. Später beim Zug singen die Kinder laut und schön, die Stimmung ist gut, wir werden geknipst und gefilmt und gefragt, ob wir nächstes Jahr wieder….

Foto: Arnulf-Marquardt-Kuron © 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir können zusagen, wenn klar ist, wann, denn an drei Tagen sind wir für 2013 schon ausgebucht. Da die Schulen dies aber wissen, gucken sie mittlerweile erst auf unsere Terminseite und organisieren danach ihren Termin und bestellen ihren Sankt Martin – auch Pferde und Martins haben in diesen Tagen Hochkonjunktur.

Der Zug ist um 19:00 Uhr zu Ende, die letzten Kinder liefere ich kurz nach acht in Rüngsdorf und Friesdorf ab, bevor ich nach Hause fahre. Schule von halb acht bis halb neun! Danach wird noch Jasmin angerufen, die mit Eric, Yannick und der Kollegin Lagemann nach Augustin gefahren ist. Sie erzählt, daß die „Rasselbande“ hin und weg war, die Reporter haben gefilmt und alle interviewt, die Gruppe soll nächstes Jahr wiederkommen und ich soll morgen um halb acht mal Radio hören. Die Kinder, die die „Hollerburg“ gespielt haben, werden mir morgen Bericht erstatten – zum Anrufen ist es nun zu spät. Der Tagesplan für den Mittwoch wird geschrieben und ist um halb zwölf fertig – Feierabend!

 

Mittwoch, 7.11. , dritter Tag.

Vor dem heutigen Tag hatte ich ein bißchen Angst, denn zwei Stammkunden wollten jeweils zwei Kapellen. In Vilich stellen wir für die Grundschule seit Jahren die komplette Musik und die Kessenicher Till-Eulenspiegel-Schule hat so viele Schüler von uns erzogen, so daß wir da auch nicht absagen konnten und die verlassen sich seit über zehn Jahren auf uns. Durch ein ausgetüfteltes System haben wir vier Kapellen besetzen können, jede mit mindestens einem Schlagzeuger. Um halb neun schalte ich das Radio ein und höre einen Bericht, in dem die Gesamtschule und deren Martinskapellen in den höchsten Tönen gelobt werden, etwa nach dem Motto“ die Retter des Augustiner Martinszuges“. Das ist unsere Reklame, nicht die Schulkonzepte.

In Kessenich soll Sahel zum erstenmal eine Kapelle leiten, was noch nicht hunderprozentig klappt, so daß Alex mit seiner Trommel herüberwechselt und für ein gleichmäßiges Tempo sorgt. Die andere Kapelle besteht aus routinierten Bläsern. Nach dem Zug steht man noch zusammen, hat eine große Kapelle und freut sich und in der TES haben wir immer Wecken und Getränke bekommen. Alex meldet sich um acht Uhr – die Schulleiterin fragt für nächstes Jahr… der Termin kommt noch.

In Vilich habe ich ein bißchen Zeit mit der Rektorin einen Schwatz zu halten, denn alle sind da – nur Sankt Martin nicht. Das kommt vor. In Friesdorf haben wir schon mal über eine Stunde gewartet, weil der Pferdetransporter einen Schaden hatte, es hat schon Probleme beim Spritzen der Pferde gegeben, denn die werden mit Medikamenten beruhigt, damit sie der Lärm nicht jeck macht. Irgendwann sind Pferd und Sankt Martin da, der Zug geht los und da Vilich nicht so groß ist, geht man entsprechende Schleifen. Beide Kapellen funktionieren, obwohl sie nur aus vier oder fünf Bläsern plus Trommel bestehen und die Kinder singen laut und textsicher. Besonders Mila macht eine gute Figur – eigentlich spielt sie E-Bass, haut die (kleine) dicke Trommel aber mit einer Verve und einem Takt, daß man die Kapelle weit hören kann. Immerhin sind zwischen unseren beiden Kapellen etwa sechzehn Klassen – also etwa 400 Kinder und die bilden eine über hundert Meter lange Schlange. Die Rektorin bittet auch wieder fürs nächste Jahr zu gleichen Konditionen (sie sind schon recht gut). Oft können wir so einen Spagat aber nicht machen. Als ich nach Hause komme ist halb neun und ich habe keine Lust mehr noch etwas zu tun, doch da liegen noch Hefte – meine Frau hat mich im Prinzip seit dem Wochenende nur frühmorgens und spätabends gesehen.

 

Donnerstag, 8.11. , vierter Tag

Der Tagesplan wurde heute früh erstellt, weil ich gestern zu kaputt war. Für heute ist wieder eine Grenzsituation angesetzt, denn der zentrale Beueler Zug mit ca. 2000 Kindern bucht uns seit Ewigkeiten, die Beueler wollen uns im Sommer und im Karneval, zahlen gut und regelmäßig und haben auch den Anspruch auf zwei gute Kapellen. Blöderweise haben die Friesdorfer aber im letzten Jahr ihren Zug auf den 8. gelegt, der traditionell vor dem 9.liegen muß, damit sich Synagogengedenkende (Reichspogromnacht) und Martinslieder krähende Kiddys nicht gegenseitig über den Weg laufen. Das wußten die Friesdorfer aber nicht. Da viele unserer Schüler aus Friesdorf kommen, wird der Zug so groß, wie zwei Beueler Kapellen zusammen – insgesamt sind über vierzig Musiker von uns in diesen Tagen im Einsatz. Unsere junge Sekretärin kommt ins Büro und berichtet, die Polizei habe mein Portemonnaie. Ich habe es noch gar nicht vermißt, denke, es ist in Vilich aus der Tasche gefallen. Die Orga gibt mir zum Glück frei, daß ich eben ins Präsidium nach Ramersdorf fahren und es holen kann. Es fehlt nur ein bißchen Geld, die Papiere und Karten sind alle da. Wie sich später herausstellt, lag es im Ramerdorfer Kreisel – offensichtlich habe ich gestern beim Ausladen das Teil aus der jacke geholt, auf dem Autodach abgelegt und da ist es in der ersten scharfen Kurfe heruntergeflogen. Sankt Martin hinterläßt Spuren… Die AG Improvisation findet nicht statt, weil alle Beteiligten gleich spielen müssen, dafür frei bekommen haben, und so habe ich eine Stunde Pause. Eric geht in die Bäckerei, es gibt Kaffee und so habe ich die erste Pause seit Montag. Himmlisch!!! Die Beueler hatten vor genau hundert Jahren, 1912, ihren ersten Martinszug und manche Gewohnheiten sind geblieben, z. B. der Startplatz. Dort gibt es einen Parkplatz, an dem ich seit Jahren mein Auto abstelle und damit den Ort markiere, an dem wir uns treffen. Vorab gibt es von der Zugleitung das Geld, gegenüber steht Andreas Berger mit den Bläsern des KFG-Orchesters, die Beueler Stadtsoldaten sind auch schon da und es ist ein allgemeines Treffen, Erzählen und Klaafen, denn alle Musiker kennen sich seit zig Jahren. Es stört auch keinen, daß Sankt Martin die ganze Zeit herumsteht – immerhin ist er ja da und kann nicht mehr weglaufen. Auf einmal geht es los, die erste KFG-Kapelle kommt vorbei – und dann nix. Großes Loch! Ratlosigkeit!  Was ist los? Es wird telefoniert und dann erfahren wir es: das Pferd ist nicht da. Was tun? Sankt Martin entscheidet schließlich, daß wir losmüssen (fünfzig Minuten Verspätung) und geht böse guckend zu Fuß voran. Später wird bekannt, daß dem Sankt Martin sein Pferd ausgebüxt ist und erst wieder eingefangen werden mußte… Jetzt ist allerdings die Marschordnung in Unordnung geraten und so kommt es, daß wir auf einmal doch eineKapelle bilden. Fast im Laufschritt geht es auf die Strecke, durch Beuel und die Innenstadt hindurch, und als das Finale im Stadion ist, haben wir zwanzig Minuten wieder herausgeholt. Zum Abschluß spielen alle Kapellen (ca. 120 Musiker) zusammen und weil Andreas Berger mit dem KFG die größte Kapelle hat, darf er auch dirigieren. Um acht sind wir an der Schule, um neun bin ich Zuhause. Fini! Sense! Aus! Keine Hefte, keine Vorbereitung mehr!!! Die Zehner mache ich morgen aus dem Hut.

 

Freitag, 9.11. , fünfter Tag

Der Tagesplan wurde gestern nicht mehr erstellt und muß also heute auf jeden Fall um zehn fertig sein, weil dann die Kinder ihre Zettel abholen werden. Der General-Anzeiger schreibt über den Beueler Zugund das ausgebüxte Pferd und das Foto von Max Malsch zeigt singende Kinder mit Beethoven-Laternen. Das wäre ein Foto für die Öffentlichkeitsarbeit. Um zehn nach sieben bin ich an der Schule und beginne mit dem Tagesplan, komme aber nicht sehr weit, weil ja um halb acht Frühaufsicht ist.  Die Kollegin erzählt, daß der Kindergartenzug, in dem ihr Kind gestern mitlief, doch etwas jämmerlich klang und fragt, ob wir nicht nächstes Jahr ein paar Bläser…? Zwischen Tür und Angeln wird Alex gebeten, am Tagesplan weiterzuschreiben und als ich zur Pause wieder ins Büro komme, ist er fast fertig. Es fehlen für Kessenich nur noch die Angaben zu den  Lagermöglichkeiten für die Instrumentenkoffer, also wird die Zugleiterin angerufen und klargemacht, daß die Kinder im Restaurant „Sassela“ die Koffer lagern können. Sie bekommen an der Nikolauskirche auch ihren Wecken und es ist klar, daß eine Ehemalige von uns, Jasmin, den Zug leiten wird. Die geht seit zehn über Jahren mit und weiß, wie es geht. Es zeichnet sich ab, daß ich um kurz nach zwei den ersten Nachmittag seit einer Woche zuhause sein kann – morgen ist zwar nach Tag der Offenen Tür, aber das wird nebenbei erledigt. Als ich kurz vor halb drei aus dem Orchesterbüro komme, steht da noch eine einsame Trommel, die nach Kessenich müßte, damit sie dort gespielt werden kann. Zum Glück kann ich Theo anrufen und weiß, daß er sich darum kümmern wird, denn seine Tochter, die Kessenich heute abend leitet, barucht auch einen Schlagzeuger mit Instrument. Der kriegt natürlich Strafpunkte und Abzüge, weil es sein Job ist, dafür zu sorgen, daß er auch was zum Trommeln hat. Pänz!!! Trotzdem sind fast zwei Stunden Luft bis zum Hofgarten. Als ich, wie angekündigt, um 16:45 Uhr in das erste Deck der Uni-Tiefgarage einbiege, steht dort bereits die komplette Mannschaft und innerhalb von zehn Minuten sind alle startklar. Einige hundert Kinder stehen bereits vor der Uni, weitere strömen dazu und wir spielen uns warm, probieren ein paar Besetzungsänderungen aus und als es losgeht, haben wir uns in zwei Kapellen geteilt. Die anderen Kapellen kann man schon nicht mehr sehen, sonder nur hören und es sind bestimmt einige tausend Kinder, die durch die Bonner Fußgängerzone laufen. Manchmal läuft jemand durch die Kapelle, aber sonst gibt es keine Störungen und die Kinder von Liebfrauen- und Beethovenschule singen die meisten Lieder ton- und textsicher mit – da ist in den letzten Jahren offensichtlich viel gesungen worden. Am Abend werde ich an den Martinsausschuß eine Mail schreiben und vorschlagen, ein paar Lieder mehr aufzunehmen als nur die drei im Programm abgedruckten. Singen macht ja auch mehr Spaß, wenn man mehr Lieder kann.

Kurz vor dem Start im Hofgarten. Foto: Alex Roth

Zum Finale laufen wir auf die Rathaustreppe, spielen dort bis der Sankt Martin mit dem Oberbürgermeister und dem Stadtdechanten hochkommen und ihre kurzen Reden halten (man kennt sie auch als „Bonner Dreifaltigkeit“: St. Martin, St. Jürgen und St. Wilfrid). Danach wird das Brot geteilt und als alles vorbei ist, ziehen wir spielend durch das Stockentor in die Tiefgarage. Dort stehen die Eltern, nehmen ihre Kinder in Empfang und bringen die nach Hause, die nicht abgeholt werden konnten. Wir haben ziemlich tolle Eltern, stelle ich da fest und daß ich heute früher als sonst zuhause bin, liegt auch an ihnen. Wie Kessenich geklappt hat, weiß ich noch nicht, werde es aber sicher erfahren und eins von den vielen Bildern, die Alex,  Arnulf und Elisa unterwegs gemacht haben, ist auch oben zu sehen. Morgen ist spielfrei – ich muß nur zum Tag der Offenen Tür in die Schule und am Abend beginnt der Sitzungskarneval im Brückenforum, aber das ist eine andere Geschichte. (Nachtrag am Sonntag: Der Kessenicher Zug wurde mit neun Leuten gespielt und die haben sich ganz wacker geschlagen – für 2013 sollen wir wiederkommen und dann liegt dieser Zug auch nicht mehr parallel zum Hofgarten).

 

Samstag, 10.11. Tag der Offenen Tür

Früher hatten wir diese schulische Verkaufsveranstaltung immer Mitte bis Ende November, wenn wir aus dem Gröbsten heraus waren. Dieses Jahr haben wir durch die Martinszüge überhaupt nichts vorbereiten können und so bin ich ich um nein, eine Stunde vor Beginn, im Musikraum, stelle schnell ein Dutzend verschiedene Instrumente spielfertig hin und schaffe es gerade noch, unser Konzept 2012  fünfzigmal zu kopieren, dann sind auch schon die ersten Eltern da. Wie immer wird gefragt, ob wir unsere Schüler wirklich selber ausbilden (ja, tun wir), ob Schlagzeug als erstes Instrument geeignet ist (nein, ist es normalerweise nicht) und was die Grundausbildung im Monat kostet (30 Euro incl. Unterricht und Instrument). Etwa sechzig Kinder und Familien probieren Blas- und Streichinstrumente aus und besonders die Streichinstrumente werden oft in die Hand genommen. Der Hingucker sind die beiden Kontrabässe, da will fast jedes Kind mal ausprobieren und jeder, der dran vorbeikommt, zupft einmal die Saite. Zum Glück ist Alex da und schmeißt den Laden, die Kollegen sind auch da und machen Werbung für den Chor, aber die Kinder und Eltern fragen zu 90% nach unserem Instrumentalkonzept. Die letzten Eltern schmeiße ich um zwei Uhr raus und nun ist Wochenende. Am Abend gehen noch ein paar Mails zwischen dem Bonner Bettler und mir hin und her. Die Vorschläge werden für gut befunden und der Stadtdechant schreibt mir am Sonntag auch noch eine liebe Mail.

 

Sonntag, 11.11.

Am Sonntag ist der erste richtige Ruhetag! Dieses Jahr habe ich mit dem 11.11. nichts am Hut. Gar nichts! Nur ein paar E-Mails wegen Schule und Unterricht – das bißchen Unterricht wird bis zum 20. irgendwie nebenbei organisiert.

 

Montag, 12.11. , sechster Tag

Am Montag ist der Dottendorfer Zug, das zweite Highlight nach dem Hofgarten. Etwa 1000 Kinder sind am Start und wir stellen zwei Musikkapellen. Die Dottendorfer schmücken die Straßen mit zahlreichen Lichtern und weil das fast alle tun, ist dieser Zug der schönste, wenn auch nicht der größte. Jacomo hat einen Termin wg. Konfirmationsunterricht und so springt seine Mutter ein und trommelt für ihn. Etwa dreißig Mann sind bei uns beteiligt und später am Feuer stoßen die anderen Kapellen dazu und nun spielen etwa 100 Musiker zusammen – alle haben unserer Noten und dann klappt das ganz gut. Florian geht zum ersten Mal mit, seine Mutter zückt das Handy und macht Aufnahmen und später kommt noch eine Mail, ob wir denn auch in Mehlem….? Man wird sehen, ein paar Tage sind für 2013 ja noch frei.

Dienstag, 13.11. , siebter Tag.

An diesem Tag habe ich eine Auszeit, weil ich dachte, daß der nächste Elternsprechtag heute wäre – tatsächlich ist er aber eine Woche später. Trotzdem findet der Zug ohne mich statt und ie Schüler gehen in mittlerer Stärke zu einer KiTA in der Innenstadt (Nähe Arithmeum, Lennéestraße) und spielen. Es scheint gut geklappt zu haben – sonst wüßte ich das bereits. Ich werde aber zur Sicherheit noch nachhören und den Termin für 2013 klarmachen. Übrigens haben wir momentan täglich Anfragen für 2013 und 2014 und wir können schon absehen, daß es 2013 ähnlich wird wie dieses Jahr.

 

Mittwoch, 14.11. , achter Tag.

Der General-Anzeiger meldet, daß das Bühnenprogramm zum Weihnachtsmarkt in der Innenstadt gestrichen wurde, weil die Bühnenmiete für € 35.000.-der Stadt zu teuer wäre. Merkwürdige Ökonomie: die Bühne, die immer am Sterntor aufgebat wurde, kostet beim Kauf höchstens 10.000 (mit allem Drum und dran) – irgendwas macht die Stadtverwaltung gründlich falsch. Wir hätten fünf Termine gespielt, zwei mit der Bigband, „Brassrock“,  je einen mit Streichern, Unterstufen- und Mittelstufen-Band.

Heute haben wir übrigens alle frei, weil wir für diesen Tag keine Anfrage hatten und es war eine Big-Band-Probe angesetzt, weil wir ja am 24.11 den Termin in der Bundeskunsthalle haben. Zur Probe um halb sechs erscheinen aber nur sehr wenige. Von dreien weiß ich, daß sie morgen eine schwierige Arbeit schreiben, die restlichen fünf haben vielleicht nur geschwänzt, weil sie mal eine Auszeit brauchen – zu verstehen ist es. Dann müssen wir das Programm eben am 21. fertig bekommen.

 

Donnerstag, 15.11. , neunter Tag.

Traditionell fahren wir am Ende der Martinssaison zu dem Kinderheim „Alte Eiche“ nach Meckenheim, denn dort leben schwerstbehinderte Kinder, die nie in ihrem Leben auf einen normalen Martinszug gehen können. Daher kommt der Martinszug immer dorthin. Da wir im letzten Jahr mit den Bläsern im Wohnraum gespielt haben und dort durch die Lautstärke fast das Dach weggeflogen wäre, haben wir dieses Jahr die Streicher mitgenommen. Einen Neunsitzer habe ich in einer Freistunde gemietet, drei Eltern fahren ihre und andere Kinder nach Meckenheim und als wir um 17.00 Uhr dort sind, stehen tatsächlich zwölf Streicher und acht Bläser und Trommler in der Eingangshalle. Die Streicher spielen ihre Martinslieder in D-Dur und es klingt klasse. Danach begeben sich Kinder, Betreuer, Bläser und Streicher nach draußen und nun spielen die Bläser die üblichen Martinslieder in Es-Dur und die Streicher singen begeistert mit. Am Ende singen wir noch am Martinsfeuer und die Heimleitung gibt uns eine Kiste Martinswecken und Plätzchentüten als Dankeschön mit.

Bis sieben Kinder zuhause abgesetzt wurden, dauert es ein bißchen und erst gegen acht Uhr stelle ich den Bus in einer Seitenstraße ab und muß ihn morgen bis halb acht wieder abgegeben haben – dann beginnt meine Frühaufsicht. Zum Glück hat mich die Schulleitung n den letzten zwei Wochen nicht noch mit Vertretungsunterricht eingedeckt – das wäre wohl nicht mehr gegangen. So bleiben für morgen nur noch ein paar Hefte und die Zehner werden wieder improvisiert.

Am Abend schreibt ein engagierter Vater, er hätte einen Totalschaden am Auto gehabt, würde aber morgen (Troisdorf) trotzdem Taxidienste machen. Sankt Martin ist kein gutes Pflaster für Autos – vor zwei Jahren hat mir am Kessenicher Zug ein Dödel auch das rechte Vorderrad abgemäht und erst vor einem halben Jahr habe ich vor Gericht recht bekommen…

Ohne Elternhilfe sind diese zwei Wochen nicht zu überstehen!

 

Freitag, 16.11. , zehnter Tag.

Noch eine Tradition: Wir fahren seit etlichen Jahren immer nach Troisdorf-Bergheim. Ursprünglich wurden wir als Verstärkung der Troisdorfer Big-Band „Trojazz“ gebucht, stellen aber schon seit Jahren eine namenlose Kapelle, doch heute erscheinen wir als „Gymnasium Godesberg“. Das ist fast so schön wie ein Doktortitel aus der Copy-Paste…

Um fünf Uhr sind wir fast die ersten auf dem Elly-Heuss-Knapp-Platz, bis auf die Kollegen des KFG, die sich auch schon warmspielen. Es ist erheblich kühler geworden und man könnte jetzt gut die Fingerlinge gebrauchen, wenn man sie dabei hätte. Bei diesen Temperaturen werden die Lieder etwas langsamer gespielt, weil es sein kann, daß die Ventile nur langsam wieder hochkommen – dann fällt auch schon mal ein Ton aus. Um halb sechs hat sich der Platz mit etwa 1500 bis 2000 Kindern gefüllt. Bergheim ist Neubaugebiet mit vielen Familien und das merkt man an der Kinderzahl. Mittlerweile sind die Trojazzer auch gekommen, vor uns sitzt Sankt Martin auf dem Schimmel und der Zug setzt sich in Bewegung. Ich habe in Erinnerung, daß wir immer vier Durchgänge brauchen, bis wir am Feuer sind (acht Lieder mal drei Strophen), also knapp hundert Strophen Martinslieder. Dort versammeln sich die beteiligten Kapellen und spielen zusammen – auch das ist eine Tradition, die mittlerweile immer mehr gepflegt wird und außerdem ist es am Feuer kuschelig warm.

Nachdem alles vorbei ist, hört man deutliche Jazzklänge und mit der „Bourbon Street Parade“ machen sich die Trojazzer auf den Rückweg. In Bergheim ist es nämlich Tradition, daß nach dem Martinszug gejazzt wird und wer die Stücke kann, spielt sie mit. Also jazzen und improvisieren einige zig Musiker kollektiv. Um sieben sind wir beim Auto und stellen fest, daß es wirklich kalt war: das Thermometer zeigt drei Grad. Nach zwei Wochen ist man froh, daß bald alles vorbei ist und für das nächste Jahr haben wir dem Veranstalter schon Verträge mitgebracht, auf denen wir richtig geschrieben sind – ein paar Termine sind noch frei.

 

Samstag, 17.11. , elfter Tag.

Diesen Zug werden unsere Schüler alleine bestreiten, weil ich am Sonntag einen wichtigenFamilientermin habe, der am Samstag abend vorbereitet werden muß. Trotzdem kann man schon eine Bilanz ziehen: 21 Kapellen wurden gestemmt, die jede pro Einsatz etwa hundert Strophen gespielt haben. Vierzig Kinder und Jugendliche waren beteiligt, einige zum ersten Mal, andere nach langer Zeit wieder. Nur ein Kind ist krank geworden, wir hatten bis auf einen Tag trockenes Wetter und keine nennenswerten Schäden. Zwei Wochen lang waren wir Botschafter für unsere Schule, es gab Berichte in Presse und Rundfunk über uns und wir haben weit über zweitausend Euro eingespielt: die Hälfte wird für Instrumente und Orchesterbedarf ausgegeben, ein Viertel wird als Taschengeld ausbezahlt und der Rest geht am Montag drauf, wenn wir mit allen Beteiligten essen gehen. Auch das gehört dazu.

 

Planung 2013

Los geht es immer Anfang November. Damit alles klappt, machen wir am Dienstag vor dem ersten Einsatz in der 5. Stunde die Generalprobe auf dem Sportplatz. Mitzubringen sind dann das Instrument, die Marschgabel und die Notenkarten, evtl. ein Regenschutz. Wer genug mitgespielt hat, geht mit uns am Montag nach dem letzten Zug essen, wer mehr als drei Züge gespielt hat, bekommt ein bißchen Taschengeld. Formulare zur Unterrichtsbefreiung für die 7. Stunde gibt es im Orchesterbüro. Das Merkblatt zur Orga gibt es hier,

Der Schweinheimer Sankt Martin mit der Kapelle des Godesberger Gesamtschule

Sankt Martin und unserer Kapelle in Schweinheim am 13.11.2010

Tags: , , , , , , , , , , , , ,

2011, November – Züge zu St. Martin

Ein Teil unserer Kapellen vor dem Start im Bonner Hofgarten (Foto: Petra Pawlowski 2011)

St. Martin 2011

Die Martinssaison 2011 ist gelaufen. Gut war‘ s dieses Jahr, denn wir haben bei allen Zügen zwischen dem 7. und dem 17. November trockenes Wetter gehabt, haben alle (knapp dreißig) Kapellen besetzen können, hatten einen einzigen Kranken und haben alle Termine geschafft. Knapp 50 Kinder und Jugendliche waren im Einsatz und haben zusammen etwa 4500 Strophen Martinslieder gespielt.

Der Bonner General-Anzeiger schrieb am 10.11. 2011 sehr nett über unsere Martinskapellen und nannte uns ganz charmant “regelrechte Martinszugprofis“, die “zu den festen Traditionen” des Martinswesens gehören. Außerdem schrieb er:

Wer die Schüler für seinen Zug buchen will, muss schnell sein.”

Eben! Für manche Tage in 2012 sind wir jetzt schon ausgebucht, z. B. für den 7. , 8., 9., 12. und ca. 15.11. (2 x TES, Kessenich, Beuel, Friesdorf, Vilich, Innenstadt,  Dottendorf und Troisdorf-Bergheim)!

Die Highlights waren natürlich wieder der Innenstadtzug, der Dottendorfer Zug (alleine schien wegen der liebevoll geschmückten Fenster und Straßen) der Beueler Zug, bei dem auffallend viele Kinder textsicher die Lieder schmetterten und der Troisdorfer Zug, der mit Abstand der längste war: knapp sechs Kilometer Weg und geschätzte 5000 Kinder. Es fällt auf, daß die Nachfrage nach Kapellen enorm angestiegen ist. Als wie 1999 unseren ersten Zug gespielt haben, gab es im Prinzip drei große Züge für uns: Godesberg, Innenstadt und Beuel. Heute macht jeder Kindergarten und jede Grundschule ihren eigenen Zug und da werden die Kapellen einfach knapp. Einer der wichtigsten Züge für unsere Schule ist aber der Benefiz-Zug im Kinderheim „Alte Eiche“ in Meckenheim, denn diese besonderen Kinder brauchen eine Kapelle, die zu ihnen kommt, weil sie niemals auf eine  normalen Zug gehen können und es war sehr schön, daß am 16.11. eine wirklich große Kapelle zustande kam und mit den Kindern durch den Wald um das Heim zug. Man könnt die Freude dieser Kinder mit Händen greifen. Im nächsten Jahr ist dies Tradition, dann sind wir zum dritten Mal da.

Martinszug für die Schwerstbehinderten Kinder des Kinderheimes "Alte Eiche" in Meckenheim. Foto: @ Kowallik2011

Schön ist auch, daß immer mehr Kapellen unsere Sätze benutzen und deswegen können wir auch mit jeder Kapelle zusammen spielen. Gerade dieses gemeinsame Spiel am Ende des Feuers ist ein Highlight für die Jüngeren, die dann auf einmal mit fünfzig bis hundert Musikern zusammenspielen. Das klingt natürlich gewaltig!

Für 2012 sind wir bereits wieder für eine Woche ausgebucht, doch wir haben auch schon Zusagen für 2013 und 2014. Da die Schulkapellen gut eingespielt waren, gab es auch sehr positive Rückmeldungen:

 Ihre zwei Bläsergruppen haben toll gespielt und wie ich gehört habe, waren die anwesenden Dottendorfer von ihrem Zug, der Musik, dem Singen und den schönen Laternen vollauf begeistert. 
Ich möchte mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken, dass Sie mit Ihren Musikschülern nach Dottendorf gekommen sind und freue mich, dass Sie im nächsten Jahr wieder beim Martinszug dabei sind. 
Ihre Musiker waren pünktlich und haben wirklich gut gespielt. Es waren sogar mehr Musiker als vereinbart da.  Es hat uns sehr viel Freude bereitet und die Jugendlichen haben unser Fest abgerundet. Bitte richten Sie noch mal ausdrücklich mein „DANKE“ aus und im nächsten Jahr haben wir sicher wieder eine Möglichkeit zusammen zu kommen.
 

Also, bis nächstes Jahr! Der Stand der Buchungen ist auf der Terminseite zu sehen. (MS)

 

 

Tags: , ,